17 000 km auf der Royal Enfield durch
Indien und Nepal.............................
die härteste Fahrschule der Welt
1
Ich musste erst 40 Jahre alt werden , um die Liebe
zum Motorradfahren kennen zu lernen, und mir mein erstes Motor getriebenes
Zweirad kaufte, es war eine Schwalbe .
Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn als ich 2004 bei meinem 2. Indien
Besuch in der Gegend von Manali dieses voll mächtig, bauchige wommern
einer Royal Enfield hörte, und dieses ursprüngliche, authentische
Design Wohlgefallen und Entzücken in mir auslösten, habe ich
mir ein Herz gefasst,
und mir so ein Ding mal für einen Tag ausgeliehen.
Das mit dem Herzfassen war allerdings nicht ganz so einfach, denn
1. Ich habe keinen Motorradführerschein,
2. Das Ding hat mindestens 100 kg mehr wie ne Schwalbe ,
3. Die Schaltung trad. engl. auf der rechten Seite ist, der erste
Gang oben, und die Anderen unten sind, und der Leerlauf mit Hackentritt
auf extra Hebel zu betätigen ist , und vor allem
4. Hier fährt man indisch , und was das heißt,
sollte ich noch lernen .
Habe ungefähr ne halbe Stunde gebraucht, bis ich mich traute das
erste mal die Kupplung langsam kommen zu lassen, doch da war sie dann,
meine erste Ausfahrt auf einem richtigen Motorrad, mitten durchs indische
Himalaya................ uuuuuuuuunvergesslich .
Aber es sollten noch ein paar Jährchen vergehen,
ehe ich meinen, von da an gehegten, in allen Einzelheiten durch phantasierten
Traum, verwirklichte.
Doch eines Tages fand ich sie dann, die Lücke
im Dickicht der privaten und beruflichen Verstrickungen .
Die Ursprüngliche Idee war eigentlich die, mir in Indien eine Roayal
Enfield zu kaufen und damit
dann über Pakistan, Iran und Türkei zurück nach Deutschland
zu fahren. Aber das haben sich schon Andere gedacht, geiler Trip und gleichzeitig
eine spottbillige Enfield importieren.
Leider sind jedoch die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan nicht
von purer Nächstenliebe geprägt, so daß das erforderliche
Carnet de Passage seid 2002 für in Indien Registrierte
Fahrzeuge nicht mehr ausgestellt wird.
OK. aber Indien selbst ist auch sehr interessant
und vor allem vielseitig sagte ich mir, und damit ich eine möglichst
große Bandbreite an verschiedenen Landschaften durchfahren konnte,
plante ich eine komplette Umrundung Indiens, inklusive Nepal und Ladakh,
angefangen mit der Wüste von Rajastan, hinunter entlang der Westküste
mit seinen Traumstränden, bis in den tropischen Süden Keralas
und wieder in den Norden, durch einsame riesengroße Naturschutzgebiete
in die Bergwelt
des nepalesischen und indischen Himalaya eintauchend.
Am 4.1.08 ging's dann also los, Landung am 8. in
Jaipur morgens um 3 Uhr .
Tagsüber beim herabsteigen vom Tigerford, einem alten Königspalast,
von einem Adler angegriffen worden, konnte ich selbst kaum glauben aber
die Krallen in meinem Schopf fühlten sich doch sehr echt an. Habe
ihn dann mit Steinwürfen auf Abstand gehalten, der Vogel sah's sportlich,
und hat versucht die Steine zu fangen. Welcome to India.......Sub cuch
melega........( alles ist möglich ) .
Und da es mein erster Tag war, hab ich mir eine geheimnisvolle Erklärung
zurechtgelegt, die da lautet :
Der wollt mir zeigen, jetzt gehts ab in Richtung Freiheit Bubie,
wild und gefährlich, aber schön,
so schön, daß alles Andere dahinter verschwindet.
2
Indien ist immer noch voller Gestank und Duft, chaotisch und unverschämt
lebendig, lärmend und
voller Musik, pervers schmutzig und trotzdem wunderschön, ein Land
voller Gegensätze.
Meine erste Aufgabe bestand darin, mir erstmal einen indischen Motorradführerschein
zu besorgen,
kann eigentlich kein großes Problem sein, dachte ich, aber weit
gefehlt, nicht ein einziges RTO
( Road Traffic Office ) in ganz Indien war bereit mir diesen Lappen auszuhändigen.
Den bekommt ein Inder für gerade mal umgerechnet 3 4 €
, und der richtigen Beantwortung der Prüfungsfrage, wie viele Gänge
sein Motorrad habe.
Es fand sich kein Beamter und keine Fahrschule in diesem korrupten Land,
der sich von mir mit dem 50 fachen hätte bestechen lassen.
Hatte in Deutschland den Fehler gemacht, nur ein 6 Monatsvisum statt eines
für 12 zu beantragen, und damit keine Registrierung in Indien, und
ohne die, kein Lappen, so einfach.
Und da hatte ich mich extra aus Deutschland abgemeldet, damit ich den
Indischen dort umschreiben kann. Aus der Traum.
Aber nur der vom Führerschein.
Meine Tour wegen so einer Lappalie aufgeben , nein das kam für mich
nicht in Frage.
Die Strafen für Fahren ohne Führerschein sind recht harmlos
( max. 20 € ) und nach Barzahlung darf man auch gleich weiterfahren,
das Risiko lag eher darin, auf gar keinem Fall irgendwie in einen Unfall
verwickelt zu werden, denn ob schuldig oder nicht, schuld ist immer der
ohne Lizenz, und eine Versicherung zahlt da natürlich auch nichts
.
Vor dem Hintergrund, erst einmal vor Jahren auf
einem richtigen Motorrad gefahren zu sein, aus einer Stadt wie Delhi in
ein Land wie Indien mit Linksverkehr zu starten, wo Regeln eher gefühlt
werden als geschrieben, machte mir mein Vorhaben dann doch etwas Unbehagen
in der Bauchgegend.
Beim Kauf meiner Maschine in Karol Bagh, dem Mekha Delhis für zweirädrige
Familienkutschen
schlechthin, war mir Gott sei dank mein Freund Wooli, den ich in einem
Enfield Forum kennen gelernt hatte, und sich derzeit in Delhi aufhielt,
sehr behilflich.
Seinem professionellem Rat verdanke ich ein super Motorrad,
mit dem ich fast pannenfrei durch ganz Indien gekommen bin . Ein in allen
Enfield Fragen wirklich kompetenter Mann
( www.mr-wooli.de ).
Hab mich dann also für eine 2 Jahre alte ( 5000 km ) Royal Enfield
Machismo 350 cc mit Fünfganglinksschaltung und dem vor wenigen Jahren
von österreichischen Ingenieuren entwickelten Leanburn Motor
entschieden. Der überhitzt nicht mehr, beschleunigt besser und ist
mit seinem 2,3 Litern Durchschnittsverbrauch wirklich keine Ökosau
mehr, der Sound allerdings ist nicht mehr ganz so kernig wie das Original.
Für die Scheibenbremsen vorne, die bei neueren Modellen inzwischen
Standard sind, sollte ich noch sehr dankbar sein.
Meine etwas unsicher vorgetragene, aber berechtigte Frage, wie s mit der
Vorfahrtsregel Rechts vor Links aussieht, da Linksverkehr,
erntete ich ein Schmunzeln von Wooli, der bald seine
70000 km auf indischen Straßen geblubbert ist, : der Größere
und Schnellere hat Vorfahrt .
Abend s noch ne original Chevignon Motorradjacke
auf dem Schwarzmarkt für 1 € 50 erstanden,
wohl irgendwo vom Laster gefallen, und dann am nächsten Morgen um
6 Uhr noch vor beginnendem Verkehrschaos raus aus der Stadt . Ein Minikompass,
den ich mir in einen Ring einarbeiten ließ, leistete dabei sehr
nützliche Dienste, da die meisten Hinweisschilder in hindi Schriftzeichen
sind.
Die erste Kreuzung, über die ich bei grün rüber bin, wär
ich fast von einem Lkw erwischt worden,
der halt bei rot rüber ist; also das mit dem größer und
schneller hab ich jetzt verstanden.
Die ersten Meter auf der Autobahn dann mal ausprobieren, was so in meiner
neuen Ennie steckt, und den Gashahn bis zum Ende aufgedreht, wow da geht
ja echt was .
3
Aber schön vernünftig bleiben, denn auf so ner indischen Autobahn
is alles unterwegs was sich bewegt, und zwar auf jeder Spur in jede Richtung,
Rollstuhlfahrer, Ochsenkarren, Kamele, Kühe, Hunde, Büffel,
Fahrräder, querende Fußgänger Busse und völlig überladene
Lkw's, deren meiste Fahrer ständig im Opiumrausch sind, und falls
es eine Abkürzung ist, eben auch in die Gegenrichtung als Geisterfahrer,
ganz normal und selbstverständlich.
Links und rechts der Straße sieht man dann das Ergebnis dieser Leichtfertigkeit,
überall umgestürtzte Lkw's und deren weit verstreute Ladungen.
Da macht man sich schon so seine Gedanken, und als ob der erste Tag in
Richtung Rajastan nach Puschkar, mir zeigen wollte was alles geht, musste
ich auch noch Zeuge werden, wie sich ein Lkw-Fahrer aus dem Staub machte,
nachdem drei in leichtes Tuch gehüllte Inder ohne Helm auf einem
Bike unter seinen Laster geraten sind.
Wollte Erste Hilfe leisten, und gleich der nächste Schocker, man
hielt mich mit der Begründung davon ab, daß dies in Indien
nicht üblich sei, um keine Gerichtsverfahren wegen Fehlbehandlung
auf sich zu ziehen.
Puuhh, hatte abends in Puschkar einen ziemlich brummenden Kopf und Schmerzen
in den Oberarmen, da den ganzen Tag lang voll verkrampft gefahren.
Die Nachricht im Hotel von mehreren jugendlichen Motorradfahren, die am
Tag zuvor beim Zusammenprall um s Leben gekommen sind, rundete diesen
Tag so richtig ab, konnte die Zeichen aber nicht so recht deuten; soll
ich mein Vorhaben aufgeben, oder einfach nur vernünftig und vorsichtig
weiterfahren ?!
Habe mich natürlich für 2. Variante entschlossen, und da es
in Rajastan im Januar noch empfindlich kalt ist, so daß ich mich
Unterwegs immer wieder an kleinen Feuern, die von Einheimischen überall
am Straßenrand mit Plastikmüll am Leben gehalten werden, wärmen
musste, setzte ich meine Reise bald in Richtung Süden fort, ohne
all zulange im wunderschönen Puschkar zu bleiben.
Überrascht von dem super Highway, der in Perfektion
und Sicherheit deutschen Autobahnen in nichts nach stand, ging's von Ajmeer
in Rajasthan über das zauberhafte Udaipur bis Gandhinagar in Gujarat.
Die fast neue Straße windet sich 500 km kurvenreich und völlig
verkehrsarm durch eine wüsten ähnliche Landschaft, die mich
mit ihrer roten Farbe und den bizarren Gesteinsformationen an die Grand
Canyons in den USA erinnerten, Tierherden und immer wieder kleinere Siedlungen,
da kam schon etwas Easy Rider Feeling auf.
Doch all zulange sollten diese paradiesischen Zustände nicht anhalten,
denn proportional zur zunehmenden Verkehrsdichte nahm die Temperatur zu,
und ab Gandhinagar brachen LKWs, Busse und alles Andere was fahren kann
aus allen Richtungen, einem Wolkenbruch gleich, in völlig überlastete
Straßen herein. Auf einer Strecke von 200 km in Richtung Bombay
eine Baustelle nach der anderen, und eingekeilt zwischen Trucks auf Auspuffhöhe
und Schwaden von dicken heißen Dieselrußwolken bei Schrittgeschwindigkeit,
gleicht das ganze eher einer Hölle.
Man war ich froh in Deutschland im Baumarkt noch die beste und teuerste
Atemschutzmaske mitgenommen zu haben ! Abends war die Fratze schwarz.
Auf alle Fälle machte sich der, schon in niedrigen Drehzahlbereichen
durchzugsstarke, 350 cc Lean Burn Motor beim Überholen gut, wo Geschwindigkeit
ein Sicherheitsplus ist.
200 Km vor Bombay wieder die absolute Traumstrecke
gewesen, in Poona nochmal den Ashram angeschaut, ein Tag geblieben, dann
weiter ( Sehnsucht nach Strand, Palmen und Sonne ) bis Panjim von wo aus
eine interessante Abkürzung ( 70 km ) nach Goa geht.
Am Anfang nur ein etwas besserer Feldweg, aber dann kommt man vom Hoch
Plateau, durch nicht enden wollende Abfahrt, wo ich's dann nicht lassen
konnte meine Kamera auf den Benzintankdeckel zu montieren und zu Filmen,
in immer Tropischere Vegetation .
Bin die 2500 km von Delhi in 5 oder 6 Tagen gefahren , allerdings von
Sonnen-auf - bis Untergang, macht einfach süchtig, aber Nachtfahrten
hatte ich bis dahin meistens vermieden, da der Gegenverkehr rücksichtslos
aufblendet, und auf der Hinterseite oft weder Rück- noch Bremslicht
zu finden ist.
4
Und doch, die Inder sind ja so unverschämt Charmant, es macht immer
wieder Spaß, mit ihnen ins Gespräch zu kommen oder einfach
nur zu scherzen, und manchmal einen Humor entdeckt der einen noch Tage
danach schmunzeln lässt.
In Arambol ( Nordgoa ) hat sich bis auf den Banjentree ( in Hippie Kreisen
einschlägig bekannt ) in den letzten 20 Jahren alles verändert,
von einem verschlafenen Fischerdorf mit 3 Restaurants und einem Shopp,
in eine Mega Touristenmetropole. Allerdings noch verträglich, da
keine Betonburgen, sondern einfache aber viele kleine Guesthouses, Shop
s und Strandrestaurants.
Hab dort Karneval gefeiert, mächtig Technobeat und heiße Kostüme,
dann am Strand geschlafen.
Der schönste Platz für mich in Goa ist aber immer noch der Sweetwaterlake
direkt am Meer, mit interessantem Dschungelpfad, rauf zum Holy Banjentree,
wobei der Süden Goas natürlich auch mit einigen Traumstränden
wie z.B. Palolem und Agonda aufwarten kann.
Allerdings reiht sich auch hier km lang ein Restaurant und Hotel ans andere,
aber Gott sei dank, eher im Robinson Crouso Stil mit viel Bambus und so.
Und wo sich früher die Drogenfreaks aus dem Westen mit billigem Stoff
zu gedröhnt haben, tummeln sich heute überall die Russen und
lassen sich gut einschenken.
Gokarna, kurz unterhalb von Goa, ist wirklich noch
ein Geheimtipp, wo man hauptsächlich Pilger und Hippies antrifft,
es absolut schöne noch nicht überlaufene Traum Strände
gibt, und die Fischer noch vom Fischfang leben .
Danach ging meine Tour weiter nach Hampie, 350
km ins Landesinnere in noch nie gesehene Landschaften aus großen
und kleinen Steinen, Felsen und uralten Tempeln.
Auf dieser Strecke wird auch ein Großteil des Eisenerzes für
China per Truck an die Küste gefahren, und bot mir alle paar Km Fotomotive
verunglückter Transporter.
Und als ich so friedlich über die Landschaft dahin blubberte, kam
mir doch irgendetwas so bekannt
und vertraut deutsch vor, obwohl ich es noch nicht recht deuten konnte,
irgendeine Veränderung in der Atmosphäre, riefen heimatliche
Gefühle hervor. Es dauerte auch keine 5 Minuten, bis sich über
mir der erste Regen seit Monaten sturzbachartig ergoss, mich völlig
durchweichte, dann aber genauso schnell wieder verschwand, mich entstaubt
und verdutzt zurück ließ.
Am Abend noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichte ich Hampie, und konnte
mir noch ein preiswertes Quartier, und meiner Enfield einen sicheren Parkplatz
besorgen.
Ein pfiffiges Kerlchen von vielleicht 12 oder 13 Jahren, mit eigenem kleinem
Zweiradverleih, nahm sich der Beaufsichtigung für ein paar Rupees
voller Stolz an, denn man muss wissen, daß eine auf deutsch gepflegte
indische Royal Enfield, auch bei Indern noch stets liebevolle Bewunderung
hervorruft, zuweilen aber auch neidisches Verlangen.
Hier Leben auch 3 der Langzeit Indienfreaks, die im Film Hippie
Masala , porträtiert worden sind, u.A. der holländische
Maler Robert , den ich aufgesucht habe, und Meera, die plötzlich
beim Fotografieren vor meiner Linse aufgetaucht ist. Da aber gerade mein
Akku leer war hat sie mich in ihr absolut idyllisches zu Hause eingeladen.
Der Dritte war wohl so ein Pseudo Saddu ( Heiliger ), der aber gerade
in Goa im Krankenhaus war, wo er nun die Rechnung für Jahrelanges
Schillumrauchen bezahlte.
Hampie also ein absolutes Muss für Südindien Reisende, für
längere Aufenthalte empfehle ich aber die ruhigere, andere Flussseite.
Nach einer Woche zog es mich nun wieder weiter, um Keralla mit seinen
Backwaters, Kokuspalmenstränden, Gewürz- und Teeplantagen, kennen
zu lernen.
Alles in allem auf dem Motorrad gerade noch auszuhalten, aber sonst voll
tropisches Klima.
Die Küstenstraße selbst, war für meinen Geschmack zu überfüllt
mit kleinen Städten und dem entsprechendem Verkehr, zu viele Palmen,
eigentlich nur noch Palmen und Bananenstauden.
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Aber dennoch sind Cochin, Varkala und Kovalam hervorzuheben, die spezielle
südindische Küche und die vielen Aryuvedaangebote.
Und wenn im Reiseführer eine Warnung von gefährlichen Unterwasserströmungen
drin steht,
sollte man dies auch ernst nehmen, und nicht wie ich, in Kovalam nach
den allergrößten Wellen Ausschau halten, denn eine davon war
definitiv zu groß. Bin dreimal hintereinander auf den Grund
gezogen worden und wie im Schleudergang der Waschmaschine auf Waschechtheit
geprüft worden, Puh.
Und dann war sie da, mit ihrer über 50 m Hohen Statue von König
Bhimsha, die Südspitze Indiens, Kanja Kumari, ein wichtiges Etappenziel
meiner Umrundung.
Eigentlich nichts sehr Späktakuleres hier, außer ein Gedenkschrein
für Ghandi, dessen Asche man von hier in alle drei Meere streute,
der Statue, einigen Tempeln, die es aber überall in Indien gibt,
und den tausenden von indischen Pilgern, die wie ich den Sonnen-auf -
und Untergang bewunderten.
Und doch überkam mich eine seltsame Stimmung,
eine Mischung aus Stolz vor meiner eigenen Leistung, und Ehrfurcht vor
dem Land, dessen alte Kultur mich so in Bann schlug, dessen Menschen mich
immer wieder aufs neue faszinieren. Und auch wenn ich selber an keinen
dieser vielen Götter glaube, bin ich doch immer wieder sehr von dieser
tiefen Religiosität und gelebten Hingabe angerührt.
Ein bitterer Beigeschmack sind leider immer wieder
schlimme Motorradunfälle, und die Art und Weise, wie mit den Opfern
umgegangen wird, d.h. ohne Erstbehandlung an allen Vieren mangels Bare,
hinten in einen Minibus hinein gehievt.
Mein Schutzengel musste hier wirklich schwitzen und Sonderschichten einlegen,
aber vor allem vorausschauendes Fahren ohne Übermut, mit den Fehlern
Anderer rechnend, war hier angebracht.
Für Ausländer gilt, sie haben immer Schuld, da mehr Geld , und
was Lünchjustiz hier in Indien heißt, habe ich auch schon beobachtet.
Immer wieder habe ich den Ratschlag bekommen, im Fall der Fälle,
wenn irgend möglich Fahrerflucht zu begehen, erst recht wenn Personen
zu Schaden gekommen sind, es sollen schon Leute von der Aufgebrachten
Menge erschlagen worden sein, crass.
Die Landschaft zurück in Richtung Norden entlang
der Westgats war atemberaubend schön, und ich bereue es nicht, ganz
kleine Straßen durch Naturschutzgebiete mit wenig Verkehr gewählt
zu haben, so daß ich immer wieder vor Freude eine Gänsehaut
bekommen habe, wo die Ebene die Berge umarmt, die Wolken ihnen einen Hut
aufsetzt, und immer wieder von Seen und anderen Naturschönheiten
geschmückt wird.
Tierherden inmitten unberührter Natur weidend, und außer ein
paar einfachen Lehmhütten, nur Natur pur, fast könnte man sich
irgendwo in der afrikanischen Savanne wähnen.
Nach 2 Monaten und 5000 Km auf dem Motorrad kam
ich an einem Ort namens Kodaikanal auf 2200 m Höhe in Südindien
( Tamil Nadu ) an, wo es mir so gut gefiel, daß ich länger
blieb.
Schon die Auffahrt hatte es in sich, kurvenreich schlängelte sich
mein Weg in immer frischere Regionen, und verlangte einem dabei alles
Fahrkönnen ab, da ein typisches Merkmal indischer Straßen ist,
genau in der Kurve verdreckt und versandet zu sein.
Hatte einen Hamburger Jung kennen gelernt , der schon seit 8 Jahren in
Indien lebte und sich hier gleich eine halbe Bergspitze gemietet hat.
Er lud mich ein hier zu bleiben , und so habe ich mein Lager in den Ruinen
aufgeschlagen, die Zeugnis einer Auseinandersetzung zwischen Staatsmacht
und illegaler Bebauung waren, und schaute von meiner Terrasse auf Wolken
herunter, die sich immer wieder durch unser Camp geschlichen haben, ein
Blick wie aus dem Flugzeug in Traumhafte Landschaft.
Mein Companion Mario war gelernter, excellenter Koch, in seinem Wohnmobil
hatte er alles dabei, und endlich kam gesunde Abwechslung in meine Ernährung.
Er machte hier sein Vorbereitungstraining in Mui Thai ( Thai Boxen ),
und spekulierte auf mich als Trainingspartner. Doch es sollte anders kommen.
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Mein Zelt hatte ich in einer Bauruine an einer Bergkante aufgeschlagen
und wähnte mich in trügerischer Sicherheit, da ich eine Betondecke
über mir hatte; Ringsherum aber waren keine Wände sondern nur
der offene Blick auf eine 2000 m tiefer liegende Ebene.
Das aber genau in dieser Nacht, der Zyklon, der in Burma tausende von
Opfern gefordert hatte, los schlug, konnte ich nicht ahnen.
Der Wind blies den Regen waagrecht unter das Dach und ich hatte Mühe
das flatternde Zelt festzuhalten und musste mir im Innern eine Insel aus
Isomatten bauen, so daß meine Ausrüstung nicht völlig
durchnässt wurde, an Schlaf war natürlich nicht zu denken.
In der Annahme, daß dies wohl eine außergewöhnliche Wetterkapriole
war, bereitete ich mich auf die nächste Nacht vor, in dem ich die
Zeltstangen mit schweren Steinen fixierte und die ganze Konstruktion in
eine windgeschütztere Ecke verlegte. Und so musste ich dank meines
etwas naivem Optimismus noch eine Nacht in meinem Zelt durch die Hölle
fliegen, denn Sturm und Regen waren noch heftiger wie in der Nacht zuvor,
und das einzige was mich erheiterte, war das Schmunzeln über meine
eigene Dummheit, aber immerhin meine Konstruktion hielt Stand, allerdings
nicht dem Wasser von unten.
Den nächsten Tag dann bei Mario im Wohnmobil verbracht, der Sturm
ließ die Karre auf schaukeln
und der Regen klatschte, wie Wellen auf hoher See, gegen die Scheiben,
was den Hamburger natürlich zum entfesseln jeder Menge Seemannsgarn
inspirierte.
Gesellschaft leisteten uns noch ein anderer Deutscher, ein deutscher Schäferhund
und eine selbstbewusste, charmante, witzige und wunderschöne Inderin,
die hier einen Brake vom Bollywoodtrubel in Bombay machte. Sie war Schauspielerin
und wir mutmaßten, nicht nur ein kleines Sternchen, worüber
sie sich aber ausschwieg.
Eine rauchende Inderin die mit 3 Deutschen im Wohnmobil Rum trinkt und
bis in die Morgenstunden feiert, war auch für mich eine neue Erfahrung.
Das Unwetter hielt sich knapp drei Wochen.....................................man
lernt sich kennen.
Umso schöner waren die ersten Ausflüge
in die nähere und weitere Umgebung, da der Regen, die sonst zu dieser
Jahreszeit sehr diesige Atmosphäre, rein gewaschen hatte, und den
Blick auf die südindische Tiefebene freigab.
Es hatte sich gelohnt aus zu harren, und ich blieb noch weitere 5 Wochen,
andere Deutsche die ich hier kennen lernte, blieben schon 20 Jahre in
diesem wunderschönen klimatisch angenehmen Landstrich voller Eukalyptusbäume
und wilder Tiere, wie dem Bison, das hier immer wieder für eine Menge
Aufregung sorgt.
Es sollte noch eine Weile vergehen, ehe ich dieses Urviech, daß
nur fälschlicher weise als Bison bezeichnet wird, zu sehen bekam.
Männliche Gouts werden bis zu 3,5 Tonnen schwer, und durchbrechen
ohne weiteres Mauern und Stacheldraht, sehr zum Unmut der ansässigen
Bauern und Gärtner.
Und da die Region Kodaikanal auf einer Höhe von 2200 m liegt, kommt
es nicht selten vor, daß man sich im dichten Nebel der Wolken, insbesondere
bei Nacht, etwas unbeholfen seinen Weg bahnen muss, und ein beliebter
Zeitvertreib ist es dann, von unheimlichen Begegnungen mit diesen Tieren
zu erzählen.
Das Erste sah ich dann tatsächlich mitten in der Nacht bei Regen
und Nebel, das heißt, ich hörte es erst am ungewöhnlich
lauten schnauben, und konnte auch nur einen Schatten in ca.10 m Entfernung
ausmachen. Das zweite Mal war es auch erst ein Geräusch, als nämlich
mit poltern meine Steinskulpturen, die ich vor meinem Haus errichtet habe,
zu Boden gingen, und anschließend der Kopf eines mittelprächtigen
Gouts durch die offene Tür in die Küche lugte.
Kurzes, schwarzes, glänzendes Fell, einen Körperbau, wie den
der stärksten Jung's vom Fitnesscenter nach einer Anabolikakur, zu
dem der liebe Gesichtsausdruck so gar nicht passen mochte, und fast zum
kuscheln einlud.
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Die dritte und letzte Begegnung war dann bei einer Wanderung alleine im
Wald gleich mit einer ganzen Gruppe von 10 15 Bisons
. Der Herden Chef gab mir auch recht deutliche Zeichen mit drohenden Kopfbewegungen,
den 10 m Mindestabstand nicht zu unterschreiten, und ausgerechnet heute
hatte ich keine Kamera dabei.
All die schönen Motorradausflüge hier
in der Berggegend machten mir wieder Mut meine Reise auf dem Bike fortzusetzen,
denn den hatte ich zeitweilig echt verloren, und mir ernsthaft überlegt
das Motorrad wieder zu verkaufen. All die Horrorstories von Anderen und
das, was man selber zu Gesicht bekommt, nicht ganz so leicht für
eine zart beseitete Künstlerseele wie mich.
Ich konnte auch noch nicht wissen, daß ich verkehrstechnisch gesehen,
den schlimmsten Teil, die Westküste, schon hinter mich gebracht hatte.
So verließ ich denn Kodaikanal etwas schweren
Herzens, wo ich anfing mich sehr sehr heimisch zu fühlen, und brachte
mein Feuer der Neugier und Abenteuerlust wieder zum entfachen, indem ich
mir kleine Straßen durch die Tee- und Gewürzplantagen von Munar
aussuchte.
Phantastisch, Bikerlaune pur, kurvenreich mal durch Wolken über Bergkämme,
wieder runter in riesige Anbauflächen, die mich irgendwie an japanische
Zengärten erinnerten, und immer weiter runter, bis ich meine Befürchtungen
zu spüren bekam. Es war immerhin schon Anfang Mai, und dies ist in
Indien die heißeste Jahreszeit überhaupt, aber noch konnte
ich mir meine Qualen mit den schönsten Naturschutzgebieten Südindiens
versüßen. Unglaublich was ein Höhenunterschied von 2000
m ausmacht.
Mittlerweile also 40 45 Grad im Schatten, aber immerhin die Aussicht
hier auf wild lebende Tiger zu treffen, aber bei meinem mittlerweile stark
reduziertem Körpergewicht, brauchte ich mir nicht wirklich Sorgen
machen, auf großes Interesse zu stoßen. Die Nummer mit dem
Tiger kam erst später.
Gott sei dank hat man schützende Hände über diese wunderschöne
Naturlandschaft gehalten, und so sind in Indien eine Vielzahl riesiger
Schutzgebiete entstanden, wo Menschen nun sehen dürfen wie die Welt
ohne unser Zutun einmal ausgesehen hat. Dabei geht einem das Herz auf,
und man möchte soviel davon in sich aufnehmen wie möglich, denn
nicht alles lässt sich Photographieren, nicht der Duft der Blumen
und Sträucher, nicht die Stille, nicht die Geräusche wilder
Tiere oder meiner gezähmten Royal Enfield Bullet, und nicht der Wind,
der einem warm umschmeichelt.
Kein Hotel oder Guesthouse mehr gefunden und mit
Anbruch der Dunkelheit blieb nur die Outdoorvariante, Bike im Dickicht
aufgebockt, Isomatte auf Tank, Motorradjacke auf Lenker, Füße
auf's Gepäck, Arsch da wo immer und das Ganze noch mit Moskitonetz
drapiert.....gute Nacht sagten da die Sternlein.
Auf dem Boden hätte ich mit Sicherheit ein paar Stunden mehr geschlafen,
aber zu viele Riesenameisen, und ich weiß auch nicht ob ich so cool
auf Schlangen reagiert hätte.
Die nächsten Tage und Wochen in Richtung Norden unterwegs, war's
doch ganz schön heiß, es hatte zwar zum Vorteil, daß
die große Masse des Lkw Verkehrs nachts fuhr, aber 45° im Schatten
und drüber fühlen sich in der Sonne über'm Asphalt bei
80 km/h an, wie vorm Heißluftföhn auf Stufe fünf, puuh.
Beim parken sinkt der Ständer in kurzer Zeit in den weichen Asphalt
ein, und wenn man nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreift, macht
s plums.
Die heiße Luft fängt so dermaßen auf der Haut an zu brennen,
daß man Stiefel und Handschuhe tragen, und das Gesicht mit Tüchern
umhüllen muss.
An den Brunnen dann die ganze Verpackung richtig mit Wasser getränkt,
5 min herrlich frisch, nach 10 war alles wieder trocken. Hab versucht
morgens früh um fünf schon los zu fahren, und in der größten
Mittagshitze von 1 3 dann irgendwo im Schatten zu dösen. Vor
allem aber habe ich die Abende mit ihren faszinierenden Sonnenuntergängen
bis zum letzten Schimmer ausgekostet und bin gefahren. Diese Farbenpracht
am Himmel entschädigt wirklich für alle Mühen des Tages,
und man macht sich das große Glück, daß einem zuteil
wird, wieder bewusst.
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Und eines Tages dann ein wohl bekanntes Wummern in der Luft hinter mir,
kam doch ein Israelie auf ner Enfield daher geknattert, überglücklich
endlich wieder nach Wochen ein westliches Gesicht zu sehen, bei ner kühlen
Cola lernten wir uns kennen, und da wir die gleiche Richtung hatten,
setzten wir unseren Trip die kommenden Wochen gemeinsam gegen Norden fort.
Inder sind wie Kinder, hört man oft von westlichen
Travelern, und das kann ich nur bestätigen, was sie einerseits zwar
liebenswert macht, jedoch gepaart mit ihrer penetranten Kontaktfreudigkeit
zuweilen auch ganz schön anstrengend. Am liebsten hängen sie
aneinander wie kleine Äffchen, lachend und Schabernack treibend,
westlichem Individualismus und Einzelgängerei völlig fremd,
was mir oft die Frage, ob ich denn ganz alleine Reise, einbrachte.
Die Sorgenfalten schlugen dann aber meist recht schnell in verschämtes
Lachen um, wenn ich kess antwortete, daß ich platzsparend meine
aufblasbare Freundin im Gepäck habe.
Neben immer wieder den gleichen Fragen wie what's your name
, oder where are you from , die ich mit gebetsmühlenhafter
Monotonie und Geduld beantwortete, nervte es mich ganz besonders, wenn
ich bei einem Zwischenstopp auf einen Chai, sofort von 5 10 Leuten
umlagert wurde, und 50 100 Finger völlig arglos am Bike entlang
grabbelten und den frisch polierten Chromtank mit einer Fett- und Schweißspur
überzogen.
In Vishakapadhnam ( Andra Pradesh, Ostküste
) mal wieder draußen am Strand geschlafen, und das Moskitonetz zwischen
den Bikes aufgehängt, wohl behütet von einer Sippe großer
und kleiner Schweine. Ein Hotel wäre raus geschmissenes Geld, denn
bei den derzeitigen Temperaturen waren sämtliche Räume so aufgeheizt,
daß man sowieso nur unter freiem Himmel schlafen konnte, es sei
denn man leistet sich AC Room, (Aircondition) .
Zwei Tage später Ankunft in Puri (Orissa), eine der super heiligen
Städte der Hindus, da stehen die größten Bildgestalten
von Jaganath, für Westler leider kein Zutritt, aber dennoch lud uns
das ehemals kleine Fischerdörfchen zum Verweilen ein, denn ich erinnerte
mich von meiner letzten Indien Reise noch an dieses alte und preiswerte
Hotel im Kolonialstil,: Sagar Sakket .
Zwischen Hängematte im luftigen Schatten der Terrasse und dem Meer,
nur etwa 50 - 100 m, in denen sich eine Fischersiedlung erstreckte, so
daß sich die Stimmen spielender Kinder mit dem Rauschen der Brandung
mischte und zu uns herüber drang.
Die entspannenden Tage am Meer, wohl wissend, daß es die letzten
an der Küste waren, in vollen Zügen auskostend, verflogen schnell.
Mein Companion allerdings entspannte sich mit zu viel Hochprozentigem,
und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er seine Zeit als hohes
Tier bei der israelischen Armee noch nicht so ganz verarbeitet hatte,
so beschloss ich meine Reise alleine fortzusetzen.
Durch Orissa mit seiner noch völlig ursprünglich und traditionell
in Lehmhütten lebenden Bevölkerung, gab's natürlich jede
Menge Fotomotive, und die ersten erfrischenden Überraschungen
von oben, sorgten für kühlende Abwechslung, da sich der Monsun
um gut einen Monat verfrüht hatte.
Meine nächste Station war Bodh Gaya in Bihar, wo einem Prinzensohn
nahmens Sidharta, unter dem Bodhi Baum die Erleuchtung in den Schoß
viel, und seither als Buddha der Erwachte bekannt ist.
Ich erwachte an meinem Geburtstag morgens um halb fünf. Wieder einmal
musste ich im Wald in schon beschriebener Outdoorvariante campieren, als
ein Farmer und ein Junge, mich neugierig betrachtend, mit einem alten
Transistorradio die Stille des frühen Morgens durchbrachen.
Mit ungenierter Miene sah man mir bei meinen morgendlichen Verrichtungen
zu, und es entging ihnen sicher nicht das geringste Detail, bis ich schließlich
die Maschine zum Laufen gebracht hatte, und davon brauste.
So kam ich bei Zeiten los und in Bodh Gaya an, und konnte meinen Geburtstag
im Schatten des Bodhi Baumes verbringen, am Abend sogar noch von tibetischen
Mönchen zu einem Festmal eingeladen worden.
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Und so wie der Tag anfing, sollte er auch aufhören, nämlich mit
Musik, und zwar
von einem uralten Sadhu mit Trommel im Innenhof einer Tempelruine, den
ich allerdings erst mit etwas Alkohol stimulieren musste.Typisch indisch,
der Brunnen im hinteren Teil des Hofes, 90 Fuß tief und ohne Abdeckung
oder Mauer. Und gerade da ist an diesem Tag ein Kind hinein gestürzt,
doch wie durch ein Wunder fast unverletzt geblieben, unglaublich bei 30
m mehr oder weniger freiem Fall.
Aber die Zeit drängte, denn der Monsun drohte,
und nach ein paar Tagen Aufenthalt, ging's dann weiter auf der Autobahn
nach Benares, auch Kashi oder Varanasi genannt.
Bisher hatte ich ja schon so einiges an gefährlichen Verkehrssituationen
gemeistert, Pfützen, die plötzlich Knietief wurden, fast Kollisionen
mit Hunden und Kühen gehabt, von überholenden Trucks, die sich
selbstverständlich meiner Spur bemächtigten, in den Acker geschickt
worden, aber dies hier war bis dahin der Gipfel. Als ich nämlich
hinter einem Truck fuhr, der gerade
links rüber zog und ich zum Rechtsüberholen ansetzte, kam mir
im selben Augenblick eine geisterfahrende Rikscha mit voller Geschwindigkeit
entgegen, und nur dank blitzschneller Reaktion von beiden Seiten, kam
es nicht zum Unfall. Mein Gott, haben mir die Knie geschlottert, und den
Typen, den hätte ich am liebsten eigenhändig erwürgt, so
eine Wut hatte ich.
Benares, wo ich schon so viele Monate zugebracht
habe, um Musikunterricht für Sitar zu nehmen, ist für mich schon
fast wie eine zweite Heimat geworden, und am besten ich lasse meine Bilder
erzählen. Allzu lange war mein Aufenthalt diesmal nicht, ein paar
Bekannte und Lehrer aufgesucht,
und weiter, denn die Visums Verlängerung in Kathmandu duldete keinen
längeren Aufschub.
Also weiter in Richtung Norden, und daß der Monsun schon ab und
an gegrüßt hatte, merkte man daran, daß eine ungeheure
Vielzahl an Insekten jeglicher Größe und Bauart, unterwegs
war.
Da ich mir auf der Karte möglichst kleine Landstraßen ausgesucht
habe, war die Fahrt höchst abwechslungsreich, und bei Dämmerung
erreichte ich dann endlich den Grenzübergang nach Nepal.
Ein mit Bambusstange und zwei Soldaten bewachtes Schlammloch sah zwar
nicht ganz nach Grenze aus, auch weil keiner von den vielen Passanten
kontrolliert oder gar aufgehalten wurde, aber doch, ich hab s geschafft,
meinte ich.
Nein für Touristen ist das kein Grenzübergang hieß es,
da es kein Registration Office gibt, ich solle doch bitte noch 50 km weiter
fahren, da sei ein offizieller Übergang.
Gefühlt waren es dann aber mindestens 100 km da die Ministräßlein
bis dort hin gar keinen oder nur ganz schlechten Belag hatten, und mit
Schlaglöchern übersät waren. Außerdem war es mittlerweile
finster, und abermillionen von Insekten tanzten ihren Reigen um mein Scheinwerferlicht.
Es vergingen sicher noch 2-3 Stunden, bis ich mein müdes Haupt in
ein verlaustes Kopfkissen einer runter gekommenen Fernfahrer Spelunke
nahe der Grenze, senken durfte. Der übliche Notstromgenerator war
aber so laut, daß ich mich schon bald auf's Dach flüchtete,
wo mich dann am nächsten Morgen, sanfter Regen aus meinen Träumen
mit Monsterinsekten, erwachte.
Am Grenzübergang hat mich kein Mensch aufgehalten, bin einfach durchgefahren,
und habe mich schon gefreut, die Visa und sonst was für Gebühren
gespart zu haben, aber ohne Einreisestempel im Pass hätte ich sicher
ziemliche Probleme ein neues Visum für Indien zu bekommen, und so
besann
ich mich, und fuhr brav an den Grenzposten, bezahlte Visagebühr zwangsweise
in Dollar mit miesem Tauschkurs, und den 100 Nepal-rupees/Tag Steuern
für das Motorrad, allerdings nur für 7 Tage.
Verwundert über das geringe Verkehrsaufkommen
fuhr ich durch die herrliche Tiefebene mit den vielen Reisfeldern, ausgedehnten
Waldstücken, und dem majestätischem Himalaya zu meiner linken.
Ungewohnt sauber und grün mit Büffeln, die überall das
Gras gleichmäßig kurz, wie auf einem Golfplatz hielten.
Fast
nur Radfahrer auf der einzigen Hauptstraße zu sehen, machte mich
dann aber doch recht stutzig, und als ich dann die verwaisten Tankstellen
sah, kam mir ein übler Verdacht, kein Sprit in ganz Nepal !
10
Meine Vorräte beschränkten sich auf ein paar cm , die den Tankboden
bedeckten, so daß ich mich zu Letzt an die Polizei wendete. Einen
ganzen Liter nach 30 minütiger Verhandlung, immerhin, der reichte
aus, um nach Indien über die Grenze zu gelangen, und mich mit einer
Tankfüllung und zwei vollen Kanistern auszustatten. Anstatt mich
bei der Einreise aufzuklären, hatten die nichts besseres als meine
Dollars im Kopf, wenn sie überhaupt etwas im Kopf hatten, sorry,
aber ab und an ging mir schon mal ganz schön der Hut hoch.
Noch am selben Abend tauchte die Straße mit mir ein, ins unermessliche
gigantische Himalaya, und da war es dann wieder, das Gänsehautfeeling,
berauscht von Naturschönheiten und aller Ärger war vergeben
und vergessen. Mit der Abendsonne im Rücken ergaben sich die bezauberndsten
Motive für die Kamera, doch wollte ich den Fluss des Erlebens nicht
zum stoppen bringen, und verzichtete auf das Festhalten der Bilder, bereute
es aber später ein wenig.
Der nächste Tag fing mit Monsun an, und endete im völligen Verkehrschaos
von Kathmandu, schlimmer noch als alles, was mir bis dahin aus Indien
bekannt war.
Meine Shantie habe ich hier in Kathmandu von Meisterhand
mit allem verwöhnt was sich so ein Arbeitstier nur wünschen
kann. Den Öl-, Bremsbelag - , Ketten-, und Zahnradwechsel hat sie
sich nach über 10 000 km redlich verdient. Richtige Supermärkte
wie in Europa gab's hier, herrlich, alles zu kaufen, zu europäischen
Preisen versteht sich. Eine ausgiebige, gekonnte Massage rundeten das
Verwöhnprogramm für meinen strapazierten Körper ab.
Und so stieg denn in mir die Vorfreude, bis ich mein Visa in Händen
halten würde, und dem Höhepunkt (im wahrsten Sinne des Wortes)
meiner Reise entgegen steuere, und über Westnepal rauf nach Manali
über die höchsten Pässe der Welt (über 5000m ) nach
Ladakh fahren werde.
Neben den schönen Seiten so einer Reise, entging
einem natürlich nicht das Leid , mit dem sich so viele Menschen rum
schlagen, in Kathmandu fiel einem die hohe Zahl an verwaisten Kindern
auf, die zum Teil völlig heruntergekommen, sich selbst überlassen
waren. Viele Familien sind während der kriegerischen Auseinandersetzungen
mit den Maoisten zerbrochen. Bin von Jemandem der ein Waisenheim leitete
gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, mich dort zu engagieren,
ja das hätte ich gewiss, aber mein Plan war für dieses Jahr
doch ein anderer. Aber ich komme wieder, sicher .
Es waren immer noch tausende von Soldaten in der Stadt, die alle wichtigen
Stellen kontrollierten, und einmal wurde ich Zeuge eines bewaffneten Konflikts,
der sich dank der Militär- u. Polizeipräsenz aber schnell und
unblutig auflöste.
Vom Visumantrag bis zum Stempel im Pass können
bei all den Hürden und Hindernissen locker eine Woche und mehr vergehen,
die Stunden auf der Bootschaft jedoch sind von Kurzweil
geprägt, denn hier trifft man sämtliche Langzeittraveler aus
der ganzen Welt, und an Gesprächsstoff mangelt es nicht.
Ein Österreicher z.B. der mit dem VW-Bus den Landweg über Iran
und Pakistan gefahren ist, gab mir den Tipp, in Himachal Pradesh das einmalige
Spitivalley mit seiner tibetischen Kultur, seinen einmaligen Klöstern
und Landschaften zu passieren.
Kathmandu selbst bietet auch jede Menge Möglichkeiten der Zerstreuung,
angefangen von den unzähligen großen und kleinen buddhistischen
und hinduistischen Schreinen und Tempeln, wo in manchen abends voller
Inbrunst Gebetslieder, begleitet von Harmonium und Tabla, gechanted werden.
Da war ich immer wieder ein gern gesehener Gast.
Aber auch das Nachtleben ist im Vergleich zu Indien wesentlich lockerer,
Livebands in allen Musikstilen bewandert, Tanzkaffees von traditionell
bis Disco, und die eher nervigen Angebote von Schleppern zur käuflichen
Liebe, machen dem Nachtschwärmer die Weile kurz.
Der Monsun machte mittlerweile jeden Abend für ein bis zwei Stunden
ernst, und so brach ich zu früher Stunde über Pokhara nach Westnepal
auf.
11
Zu schön wäre eine Treckingtour hoch zum Annapurna gewesen,
aber keine Chance, alles wolkenverhangen und ständiger Regen. Einen
ganzen Vormittag fuhr ich im Nieselregen ohne Regenklamotten durch die
Berge, um am Nachmittag die etwas trockenere Tiefebene zu erreichen .
Es scheint, daß dieses wunderschöne
Land mit seinen vielen Dörfern ganz aus Lehm, Reisfeldern,
die einem harmonischem Gesamtkunstwerk gleichen, und Menschen, die einem
fröhlich grüßend entgegenkommen, von der modernen Welt,
und ihren hässlichen Begleiterscheinungen, gänzlich vergessen
wurde.
Die nepalesische Landschaft ist einfach schöner wie die indische,
da viel sauberer, nicht so übervoll mit Menschen und Verkehr, vor
allem aber nicht so Beton - und Industrie verseucht .
Hoffentlich wird der sogenannte Fortschritt nicht auch hier einmal brutal
und voller Geldgier, alles Schöne zerstören und die traditionelle
Lehmbauweise verdrängen.
Im Westen Nepals angekommen, lockte mich dann aber ein Schild, meine Reiseroute
zu unterbrechen, denn laut Konfuzius ist schließlich der Weg das
Ziel.
Wildlive-sanctuary prangte darauf, mit der Abbildung von diversen
wild lebenden Tieren .
Schon allein die Anfahrt zum Naturschutzgebiet war den Umweg wert, doch
auch hier möchte ich die Beschreibungen den Bildern überlassen.
Schönes Guesthouse gefunden und bald war klar, daß ich am nächsten
Tag mit Guide ( ohne ihn ist es verboten ) frühmorgens um 6, eine
Safarie in den Dschungel machen werde. Gesagt getan, bekam ich noch einige
Verhaltensregeln mit auf den Weg, bevor's los ging. Zick zack rennen falls
ein Rinozeross kommt, und auf einen möglichst hohen Baum klettern,
falls ein Tiger noch nicht gefrühstückt hat.
Etwas mulmig war's mir schon, als wir so, nur mit Stöcken bewaffnet,
durch meterhohes Gras schritten, und irgendwie wurde ich das Gefühl
nicht los, daß wir hier nicht ganz alleine waren.
Und da passierte es auch schon, von einem Baum aus stürzte sich ein
Vöglein herab, durchschnitt die angespannte Stille mit seinem kreischenden
Ruf, und es passierte doch nichts.
Nach einer guten Stunde Fußmarsch erreichten wir einen sicheren
Ausguck, von dem man den nahen Fluss gut überschauen konnte, und
es verging nicht viel Zeit, als ich etwas durch den Fluss
schwimmen sah, schaute meinen Guide an und er war mindestens genauso außer
sich wie ich, einen prächtigen, wahrscheinlich männlichen Tiger
zu sehen.
Man muss wissen, daß es den Führern höchstens einmal im
Monat gelingt, seinen abenteuerlustigen Kunden einen Tiger zu zeigen,
und da war mir der Neid der später eintreffenden Touristen gewiss,
die sich mit meinem Schnappschuss begnügen mussten.
Naja, und wie so meist kommt die Gefahr von da, wo nicht vermutet. Eine
klitzekleine Giftspinne hat an mir ihren Kampfesmut erprobt und gezeigt,
daß Sandalen nicht das geeignete Schuhwerk für den Dschungel
sind.
Rinozerosse, Elefanten und jede Menge Rotwild rundete das Programm ab,
und mit stolzgeschwellter Brust und giftgeschwollenem Fuß, traten
wir bei untergehender Sonne den Heimweg an.
Bis zur Grenze war es nicht mehr weit, und über
einen riesigen Staudamm ging's wieder rein ins Gewimmel und Gewühl
von Indien. Dreckig, laut und stinkend, nervende Bettler, Scharen altersschwacher
Sadhus und Pilger, aufdringlich neugierige Jugendliche, und überall
kreischende Lautsprecher, die in Mickymausstimmlage im harmonischen Durcheinader
mein Trommelfell attackierten, der ideale Ort, um sich bei einem Gläslein
Chai ( Schwarztee mit Milch ) in Gelassenheit und Toleranz zu üben..............Ooooouuuuuummmm.
Aber Grund genug, um ohne längere Pausen über Deera Dhun nach
Shimla in Himachal Pradesh, dem nördlichsten Bundesstaat, zu fahren.
Durch Wald und Wolken, dem Monsun noch nicht entronnen, immer höhere
Regionen erklimmend, konnte meine Shantie zeigen, was sie mit ihrem einzigen
Zylinder zu leisten vermag, da sie wie alle Lebewesen auch vom Sauerstoff
abhängt, und der mit der Höhe merkbar weniger wird.
12
Und nur auf Grund der kraftvollen Zuverlässigkeit und Treue meines
Motorrads, das mich bis dahin noch nicht ein einziges Mal im Stich gelassen
hat, habe ich mich dazu entschlossen, eine lange schwere Route zu wählen,
statt einer kurzen leichten,
..............Spitivaley.
Hinter Shimla noch einen amerikanischen Biker mit
Sohn getroffen, der aus der Gegenrichtung, also aus Spitivalley kam, und
mir noch so einiges Wissenswertes mit auf den Weg geben konnte.
Von abenteuerlichen Flussdurchquerungen war da die Rede, oder von Straßenabschnitten,
die wegen Sprengungen nur zu bestimmten Uhrzeiten passiert werden konnten,
aber auch davon, daß die Leistung des Motors ab 3000 m Höhe
spürbar nachlässt.
In Rampur, einem kleinen Bergstädtchen, in
dem ich Quartier bezog, hab ich es dann einem netten Wirt zu verdanken,
daß ich ein Spiel der Europameisterschaft, Deutschland gegen ?,anschauen
konnte. Die Übertragung fand um 12 Uhr nachts statt, und so blieben
einige der im Restaurant Arbeitenden wach, um mit mir meine Begeisterung
zu teilen, doch nicht allzu lange, denn irgendwann brach die Übertragung
ab, weltweit, wie ich später erfahren habe.
Interessant war es an zuschauen, wie man sich in den untersten Kasten
Bettet. So wurden kurzerhand sämtliche Bänke und
Tische, von denen tagsüber gespeist wurde, zusammengestellt, und
das darüber gelegte Tuch, stellte wohl die Matratze dar. Das diese
Technik jedoch zur Heilung oder Vermeidung von Kreuzschmerzen führt,
wird ein Schmerzleidender Luxuswestler sicherlich nie glauben wollen.
Der nächste Tag war recht schlammig und staubig, eine Großbaustelle
für ein überdimensionales Wasserkraftwerk, sollte die Zukunft
mit Strom und verschandelter Landschaft versorgen.
In Recong Peo war dann erstmal Zwangsstopp bis zum nächsten Tag,
eine Sondergenehmigung für Spitivalley war fällig, und zwar
mit Photo und allen möglichen Fragen, schätze mal wegen der
Nähe zu Tibet also China, denn die Grenze verläuft in einigen
Teilen nur wenige km von der Straße.
Zwei Kanadier und einen Belgier kennen gelernt, die die Tour bis rauf
nach Leh in Ladakh mit dem Fahrrad vorhatten, wow, meinen Respekt hatten
sie, denn immerhin führt die Strecke nicht nur einmal über Pässe
mit mehr als 5000 m Höhe.
Der Zauber dieser Landschaft erschließt sich
einem nur, wenn man bereit ist, km lange Schlammstrecken mit Wasserlöchern,
oder 100te von km unbefestigter Schotterpisten mit tiefen Abgründen
zu fahren, Hindernisse wie Sprengungen und Erdrutsche, die erst vom Bagger
geräumt werden müssen, Flüsse, die nachmittags durch Schneeschmelze
nicht mehr passierbar sind, in Kauf zu nehmen, alles in 3000 bis 5500
m Höhe.
Und da stand ich nun bei Zeiten, um noch bei relativ
niedrigem Pegel den Gletscherfluss zu durchqueren, doch erst die ermunternden
Zurufe einiger Straßenbauer ließen mich den Gang einlegen
und etwas unbeholfen holperte ich über die großen und kleinen
Steine am Grund.
Geschafft, dachte ich beim entwässern meiner Schuhe, aber das eigentliche
Hindernis wartete nur wenige 100 m weiter auf mich, rückblickend
war es das schwerste und gefährlichste der gesamten Tour.
Man stelle sich einen 500 m hohen senkrechten Felsen mit einer Straße
vor, die sich wie die Rille
beim Zahnhalskaries, am Fels entlang frisst, links, selbstverständlich
ohne Leitplanke, der Abgrund, rechts der sich überbeugende Felsen,
und genau an dieser Stelle einen Berg von Sprengschutt aus großen
und kleinen Steinen.
Das Problem war, die auf Grund der Höhe um mehr als die Hälfte
verminderte Leistung der Maschine, die immer wieder vorm erreichen des
Scheitelpunktes ausging, und ich mich schon fast mit dem Gedanken trug
wieder umzukehren, aber wieder zurück, durch den immer weiter ansteigenden
Fluss, war auch nicht sehr verlockend.
So eingezwängt holte ich mit schleifender Kupplung, aufheulendem
Motor, und genügend Anlauf
zum ultimativen letzten Befreiungsschlag aus, schaffte es und wurde mit
einer geteerten Traumstraße belohnt, die mit ihrer einsamen Schönheit
für alles entschädigte.
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Kulturell befand man sich in Tibet , oder wie Tibet einmal war, buddhistische
Klöster, Mönchen, die mit ihren Purpurnen Gewändern einen
wohltuenden Kontrast zur kargen Steinwüste bildeten, und Menschen
die sich mit ihrem zurückhaltendem Wesen, äußerst angenehm
vom Inder unterschieden.
In vielen Klöstern verdienten sich die Mönche ganz Zeitgemäß
ein Zubrot, indem sie mit Verpflegung und Unterkunft dienten, was einem
die Möglichkeit verschaffte, tiefere Einblicke ins Klosterleben zu
bekommen. Demjenigen der bereit war, früh aufzustehen, steht es offen,
an der morgendlichen Meditation, Rizitation und Andacht der Mönche
teilzuhaben, was ich natürlich nutzte und Filmte.
Auch die Hausbautechnik fand ich recht erstaunlich, da es mangels Brennstoff,
und Wintertemperaturen von bis zu minus 45 Grad, einer guten Isolierung
bedarf. Diesen Zweck erfüllten allein die etwa 40 50 cm dicken
Wände aus purem Lehm. Die Flachdächer aus unterschiedlichen
Ästen und Lehm allerdings, halten dem, seit dem Klimawandel immer
öfter auftretendem Regen, in der ansonsten völlig trockenen
Region, nicht mehr stand.
So habe ich mit bohrendem Finger entdeckt, daß nun Plastikfolien
unter einer Schicht Lehm das Dach abdichten. Der Besuch von Dankhar -
und Key Monestery oder der Abstecher ins Bezaubernde Pinvalley, gehörten
zu den Höhepunkten dieses Teils meiner Reise.
In Kazza, dem größten Dorf hier, noch ein Spiel der Europameisterschaft
angeschaut, und einen verrückten Typen kennen gelernt, der sich mit
der günstigen Termik und dem Gleitschirm, nach dem 450 km entfernten
Ladakh tragen lassen wollte.
Ein eher vernünftig und intelligent wirkender 65 jähriger Exlehrer
aus England, um den ich mir eigentlich keine Sorgen machen musste, der
tatsächlich mit seinem ganzen Gepäck startete, ich sah ihn nie
wieder.
Auf den beiden letzten Etappen bis Manali war nur noch Schotterpiste,
und kurz vor einer kleinen Ansammlung von Häusern kam sie dann doch
noch, meine erste und letzte Panne, der Gaszug war gerissen und ließ
den Motor aufheulen.
Gott sei Dank hatte ich mich in weiser Vorausschau noch mit einem Kupplungskabel
ausgestattet, das zwar nicht passte, aber mit Nagelfeile und Steinen,
passend gemacht werden konnte und nach 1 2 Stunden Frickelei in
Staub und Sonne, lief meine Shantie wieder wie vorher, mit dem Unterschied,
daß das Gas zurückgeschoben werden musste.
Den Gipfel des Kunzumpasses in wunderschönem Abendlicht erreicht,
aber eine Abfahrt von 1000 Höhenmetern auf Schotterpiste und endlosen
Serpentinen stand noch bevor.
Rumms, gerade konnte ich noch abspringen, als beim Versuch anzuhalten
mein Fuß ins Leere trat, und sich die 200 Kg dem Boden näherten.
Mein Fuß ein wenig eingequetscht, aber nicht schlimm, heftiger war
es, das ganze Gewicht der Maschine gegen den Berg alleine und unter Sauerstoffmangel,
wieder auf zu stemmen, was mir (inzwischen nur noch 54 kg wiegend ) auch
nicht gelang. Erst als ich sah, daß hierzulande unersetzliches Benzin
aus dem Tank ran, setzte ich in Asterixmanier unter Aufbringung meiner
letzten Kraftreserven an, und brachte das Scheiß Ding wieder zum
stehen.
Uff, bei Dämmerung erreichte ich noch die steinerne Übernachtungsstaion,
bei der das gesamte Mobiliar samt der Betten aus Stein bestand, dem einzigen
Material das hier in Hülle und Fülle zur Verfügung stand.
In dieser rauen und wilden Natur, die vom Rauschen des ungebendigten Flusses
durchdrungen, und mittlerweile von einer äußerst frischen Brise
erfasst wurde, bekommt eine Fernfahrerspelunke, die immerhin rund 20 Männern
Platz bot, eine sagenhaft heimeliche Atmosphäre.
Die Dächer dieser einfachen Herbergen sind meist aus alten Fallschirmen,
während die Mauern nur aus geschickt aufeinander gestapelten Steinen
bestehen.
Einen netten Israelie kennen gelernt, der sich als Arzt natürlich
mit Höhenkrankheit und anderen indientypischen Problemen gut auskannte.
Und voll fast weihnachtlicher Vorfreude, warteten wir auf unsere heiße
Maggie, das sind die chinesischen Tütennudelsuppen,
die es mittlerweile in den letzten Winkeln dieser Erde gibt.
14
Als sich noch ein weiterer Israelie zu uns gesellte, gab's ausnahmsweise
ein Tütchen mit feinstem Manalie Cream zum Nachtisch, wobei es sich
ausgezeichnet erzählen und philosophieren ließ.
Die Etappe zum letzten Vorposten der Zivilisation,
Manalie, stand bevor, und bei strahlendem Himmel starteten wir auf einer
Strecke, die uns und den Bikes wieder alles abverlangte. Komplett Schotterpiste,
wobei der Schotter oft faust- bis handballgroß war,
das heißt, für die Schönheit der Landschaft war nur während
der Pausen Zeit, ansonsten 200 % tige Konzentration, ein Sturz bei dem
Untergrund hätte selbst bei niedriger Geschwindigkeit und der Anwesenheit
eines Arztes äußerst unangenehme Folgen gehabt.
Einer der heutigen Höhepunkte war die Durchquerung von 100 m Wegstrecke,
die durch Schmelzwasser in einen rauschenden Fluss verwandelt wurde. Anschließend
ging's rauf zum Rotangpass, der hier eine Art Wetterscheide bildet, und
den vom Süden herauf kommenden Monsun am Weiterziehen hindert, normalerweise.
Und so gestaltet sich auch die Landschaft, nördlich des Passes karge
Steinwüste, südlich von ihm erstreckt sich dann das grün
sprießende, fruchtbare und bewaldete Kulluvalley. Noch nicht oben
auf dem Pass angelangt, tauchten wir auch schon in dicke Regenwolken ein,
und für eine halbe Stunde Stand ich zusammen mit ein paar indischen
Straßenarbeitern unter meiner Notfallplane, während sich ringsherum
alles in ein einziges Schlammparadies verwandelte.
Die Weiterfahrt mit
Sichtweiten unter 3 m durch Schlammpfützen und zunehmendem Verkehr,
gestaltete sich recht interessant, da Erdrutsche, die von Baggern Provisorisch
zur Seite geschoben wurden, für größere Staus sorgten,
mir aber die Möglichkeit zum vorbei Drängeln verschaffte.
Das Auftauchen aus den Wolken allerdings, beglückte meine Augen mit
frischem Grün, üppiger Vegetation und ich genoss die endlose
Abfahrt an der Spitze der Verkehrslawine.
Abend's, nachdem ich in Vashist ( kleines Vordorf von Manalie) Quartier
bezogen habe, gab's nur noch ein Verlangen: Die heißen Schwefel
Quellen...........OOOOaaahhhh.
Es wäre weniger Aufwand, zu beschreiben was mir an diesem Tag nicht
alles weh getan hat, nämlich gar nichts.
Da mir die Auswirkungen der Höhe und der mittlerweile starken Durchfälle
so zusetzten, begab ich mich am nächsten Tag ziemlich dehydriert
ins Hospital von Manali, indem man mich gleich für zwei Stunden an
den Tropf hängte. Ich weiß nicht ob es an der speziellen Mixtur
der Invusion lag, oder an der netten deutschen Krankenschwester, die die
ganze Zeit an meinem Bett saß, aber ich fühlte mich kurze Zeit
später wieder gesund und voller Energie.
Die nächsten Tage dienten der ausgiebigen Erholung, mit Ausflügen
an die nahe gelegenen Wasserfälle, deren besondere Attraktion es
ist, durch eine Art Grotte hinter ihnen hindurch zulaufen.
Abend's meist im World Peace Kaffee abgehangen, das einem Deutschen gehört,
und dem entsprechend was zu bieten hat, : Sauberkeit und Ordnung, oh wie
schön, Jamsassions mit klasse Musikern aus der ganzen Welt, und einer
Palette erlesener Filme.
Tja, und da standen sie dann, die Easy Riders und
Abenteurer aus der ganzen Welt, bereit zum großen Sprung über
die höchsten Straßen der Welt nach Ladakh, sozusagen ein Sammelbecken
aller Traveller, die die Gunst des Monats Juni nutzten, um nach Leh zu
gelangen.
Große Motorradgruppen mit Begleitfahrzeugen und Mechanikern, aber
auch jede Menge Individualtouristen mit kleinem Budget, wie ich, am Start,
die mit Spannung dem Aufbruch entgegen fieberten. Zeit, sich mit wichtigen
Ersatzteilen und Lebensmitteln einzudecken.
Abend's auf dem Parkplatz beim Fachsimpeln, zwei Österreicher kennen
gelernt, die mir auf Anhieb so sympathisch waren, daß wir uns gemeinsam
am nächsten Morgen auf den Weg machten.
So waren wir denn eine starke Gruppe von zwei Österreichern,
einer Österreicherin ungarischer Abstammung, und mir. Wir starteten,
nicht ohne nochmal richtig voll zu tanken, in Richtung Abenteuer, von
dem keiner unsereiner genau wusste, wie es ausgehen würde.
Erstmal rauf zum Rotangpass, wie meist, in dicke Wolken gehüllt,
haben wir uns gleich im dicken Nebel verloren, so daß ich nicht
mehr genau wusste, ob die Anderen vor oder hinter mir waren.
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Nach ziemlich langem Warten, kam dann endlich jemand mit einer Nachricht
für mich, nämlich der, daß meine Kollegen mit einer Panne
noch vor dem Pass zum Stehen gekommen sind, und als ich dann eintraf,
war der Reifen schon fast wieder geflickt.
Die Tagesetappe für heute war Keylong, auch
die letzte Möglichkeit zum Tanken, danach 350 Km bis Leh nichts mehr,
und wenn man den erhöhten Sprit Verbrauch in diesen Höhen einkalkuliert
( bei mir waren es 3,5 statt 2,5 Litern ), kommt so mancher an die Grenze
und fährt mit ein paar Litern in Plastikflaschen als Reserve doch
sicherer.
Nach meinen Berechnungen hätte ich ohne Reserve durchkommen müssen,
und machte meinen Tank auch nur ein letztes mal voll, ohne Reservekanister.
Die andere 350ger Enfield mit herkömmlichem Stahlzylinder hatte einen
etwas höheren Verbrauch, auch weil ihr Andy und Monika zu zweit mit
ordentlich Gepäck, wesentlich mehr Arbeit verschafften.
Ich möchte die Etappen nicht im Einzelnen schildern, sondern nur
zusammenfassend unsere Erlebnisse und Eindrücke Schildern.
Landschaftlich und Kulturell ist es hier wieder wie in Tibet, so wie das
von mir durchfahrene Spitivalley, also karge Steinwüste, mit dem
gelegentlichem Grün in der Nähe kleiner Siedlungen.
Wir überfuhren mehrere Pässe mit über 5000 m, und die mittleren
2 Tage wurde eine Höhe von
4500 m nicht mehr unterschritten, was bei auftretender Höhenkrankheit
zu ernsten Problemen führen kann. Kopfschmerzen wie Schwindel, trockene
Schleimhäute und aufgeplatzte Lippen sind die eher harmlosen Symptome,
mit denen fast jeder zu tun hat, Erbrechen, mit dem Mathias sich herumschlagen
musste, das etwas fortgeschrittene Stadium, aber bei deutlichen Zeichen
der Verwirrung und Fieberphantasien wird es sehr ernst, und nur das rechtzeitige
Absteigen kann das Schlimmste vermeiden.
Aber unsere Aklimatisierung an die Höhe war mehr als ausreichend,
so daß kein Grund zur Sorge bestand.
Als Übernachtung diente ein Steinkreis mit einem darüber gespannten
alten Fallschirm, ausgelegt mit Teppichen und genügend dicken Decken.
Mit einer Gaslampe, einem kleinen Rest Whisky und ein paar Würfeln,
gestalteten wir unser gemütliches Abendprogramm.
Der Sternenhimmel in dieser trockenen Luft, durch den nicht vorhandene
Licht Smok, war einfach gigantisch schön anzusehen, und als dann
auch noch der Mond über einer Bergkante hervorlugte,
war die Kulisse an magischer Einzigartigkeit nicht mehr zu überbieten.
Bis zu dieser Zeile habe ich noch nicht ein einziges
Wort über das Essen verloren, es mag wohl daran liegen, daß
es zu einer alltäglichen Notwendigkeit, ohne großartiger Vorfreude
und Genuss, verkommen war, und mich der Gedanke an Reis, Dal, Chapatties,
und etwas Gemüse, das meist auch nur aus einer halben Kartoffel und
drei Erbsen mit Soße bestand, an widerte.
Als alter Junggeselle bin ja wirklich nicht verwöhnt, aber morgens,
mittags, abends, von Montag bis Sonntag das Gleiche, das lässt die
Pfunde purzeln.
Hatte mir noch aus Manali Jogurt mitgebracht, der allerdings auch schon
verdächtig schäumte.
Aber schließlich standen hier ganz andere
Freuden im Vordergrund, denen wir uns auch recht früh am nächsten
Morgen widmeten. Über riesige Hochplateaus durch 50 cm hohen Staub,
hinunter in Canyonartige Schluchten mit skurielen Steinskulpturen, die
von Wind, Wasser, und Zeit erschaffen wurden, über klapprige Brücken,
wieder in endlosen Serpentinen hinauf zum nächsten Pass, um neuen
landschaftlichen Attraktionen entgegen zu fiebern. Ein Highlight jagte
das Andere, ein einziger Höhenrausch.
Mit verschiedenen Tricks haben wir versucht die Leistung der Bikes zu
erhöhen, z.B. das Abschrauben vom Luftfilter, war aber bei den staubigen
Verhältnissen doch zu riskant, und brachte auch nicht viel.
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Die körperlichen Anstrengungen waren während des Tages völlig
vergessen, umso mehr wurden sie einem am Abend bewusst, und nicht selten
viel man nach dem Abendessen in komaartigen Tiefschlaf. Auch die Körperhygiene
musste aufgrund der eisigen Wassertemperaturen auf eine Katzenwäsche
am Morgen und Abend reduziert werden, die Kleider indes nahmen immer mehr
die Farbe unserer Umgebung an, grau-braun.
Und irgendwann öffnete sich die Sicht ins
weite Industal, immer mehr Klöster, ausgedehnte Militäranlagen
und geteerte Straßen, kündigten das 3500 m hoch gelegene Leh
an. In Upper Chungspa, einem ruhigen Teil oberhalb von Leh, inmitten schön
angelegter Gärten, bezogen wir Quartier. Ein richtiges Bett und Hot
Bucket ( Eimer heißes Wasser ) waren für uns der absolute Höhepunkt
des Tages.
Und endlich auch mal wieder, dank der vielen Touristenrestaurant,
internationale Abwechslung in der Küche, von italienisch und israelisch
bis chinesisch und anderen Annehmlichkeiten wie Laundrysevice, Internetanschluss
und jede Menge Geschäfte.
Auch in der näheren Umgebung gab es viel zu entdecken, Klosterfeste
luden ein, oder aber auch einfach nur ein Spaziergang rauf zur riesen
Stupa, bei der sich allabendlich die Leute zum Sonnenuntergang, dem erhabenen
Blick über Leh und des sich endlos hinziehenden Industal, hingaben.
Einen weiteren interessanten Ausflug bot die Fahrt ins Nuvra Valley, über
den angeblich höchsten Pass der Welt, Khardung La, mit 5600 m . Unsere
GPS Messung ergab aber nur 5387 m, Irgendeiner hat da wohl geschummelt
und selbst die Militärs, die den Pass überwachten zuckten ein
wenig verlegen mit der Schulter, als ich einen von ihnen um Aufklärung
bat.
Nun ja, allemal hoch genug.
Auf der anderen Seite ging's in besagtes Tal, das doch tatsächlich
wie eine kleine Miniwüste mit wild lebenden Kamelen und ausgedehnten
Sanddühnen vorgaukeln wollte, man sei in der Sahara, wir waren wirklich
baff.
Doch viel weiter ging's nicht hier am Fuße des Karakorums, Sperrgebiet
mit 50 km Pufferzone, indem ab und an mal ein Raketchen von Pakistan rüber
gesaust kommt.
Zurück in Leh, der Abenteuer noch nicht müde,
lockte uns der allabendliche Anblick auf Stock Kangri, einem 6 Tausender
der sich mit relativ einfacher Ausrüstung besteigen ließ, doch
auch da gingen die Meinungen, der von dort Zurückgekehrten, auseinander.
Der Start von Kloster Spituk um 13 Uhr war staubig
und heiß, unsere Route führte uns vom Industal in Richtung
Markavaley, eigentlich ein Umweg nach Stock Kangrie, aber ein wenig Training
in dieser wilden und ursprünglichen Landschaft, dachten wir, Monika,
Andreas und ich, könne nicht schaden.
Gefolgt von kleinen Sandstürmen gingen wir unserem Tagesziel Zinchen
, entgegen.
In der 2. Nacht gab's so heftige Proteste von Monikas Magen gegen das
Abendessen, daß sie sich am nächsten Tag zur Umkehr entschließen
musste. Mit Amöben haben wir alle zu kämpfen, der Eine mehr,
der Andere weniger .
Ohne die Ausrüstungsgegenstände die sie mir überlassen
hat, wäre eine Besteigung allerdings nicht möglich gewesen,
wie sich später herausstellte.
Für Andy und mich brachte der 3. Tag direkt
bei der Überquerung des Stock La Passes mit seinen 4900 m ein heftiges
Gewitter mit Blitzeinschlägen nur wenige 100 m entfernt, was uns
zum Abstieg im Fahrstuhlstil brachte, d.h. nicht über Treckingpfad,
sondern direkt die Sand u. Gesteinshalden herunter springend.
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Regen, aber in einer Landschaft in der man Frohdo oder Gandalf begegnen
könnte, und als der Regen nachlässt, erreichen wir die Hütte
von Mr. OK, der uns mit strahlendem Gesicht unser Nachtlager zeigt: Mauern
durch die der Wind pfeift, ein durch verschiedene Rinnsale unterteilter
Lehmboden, und entsprechende Matratzen.
OK. ? seine kurze Frage.
Geschlafen haben wir jedoch tief und fest.
Der nächste Tag dann rauf zum Basecamp, das
mit seinen knapp 5000 m höher liegt als der Gipfel des Mont Blanc.
Als wir dort jedoch die top ausgerüsteten Gipfelstürmer mit
Eispickel , Steigeisen, Seil und Wandhaken sahen, kamen doch erste Zweifel
auf.
Als dann aber die ersten Gruppen Nachts um 1 Uhr in Eiseskälte aufbrachen,
um den Gletscher rechtzeitig vor 10 Uhr bevor er anfängt zu schmelzen,
zu überqueren, war klar, das ist nichts für uns mit unserer
lausigen Ausrüstung ; die Nacht in einem total zerfetztem Zelt trug
ihr übriges dazu bei, unsere Entschlossenheit endgültig zu zermürben.
Das gute Wetter am nächsten Tag machte uns dann aber doch wieder
Mut, der aber bei Andy zeitgleich mit dem Durchfall aus ihm entschwand.
Dann war da noch die Sache mit dem Permit, hatten
eigentlich gedacht , daß wir uns um die Gipfelgebühr rum drücken
können, dummerweise saß beim Abendessen der Beamte genau neben
mir, und hat mir einige Fragen gestellt, die mich zur Einsicht und ihn
zu einem ordentlichen Preisnachlass gebracht haben .
Und da, ich als ned a mol ganz echter Schwob ,
unnötige Geldausgaben hasse, war der Aufstieg beschlossene Sache.
Eine Gruppe mit Guide ausfindig gemacht, der wir Nachts mit unseren Stirnlampen
folgen konnten, Ausrüstung durchgesehen und abgewogen, was nötig
und was überflüssiger Ballast auf dem Weg nach Oben ist.
Das Schwerste war dann aber, den geschwächten Andy nachts um 1 zu
motivieren, aus seinem warmen Schlafsack in die eisige Kälte zu steigen.
Der Spruch von Jan Ulrich : Quäl Dich Du Sau hat dann
aber doch Wirkung gezeigt, ihn anfänglich widerwillig der Gruppe
hinterher trotten lassen, um später beim Aufgang der Sonne vergessene
Energiedepots zu zünden, alle Anderen überholend, als erstes
auf dem Gipfel zu stehen.
Ich hab s etwas gemütlicher angehen lassen, mich an windschattigen
Plätzen in der Sonne gewärmt und bei einer solchen Gelegenheit
einen wunderschönen Kristall gefunden.
Die letzten 200 Höhenmeter gingen genau auf dem Grad entlang, quälend
langsam, schier endlos steil nach Oben, um dann mit Tränen in den
Augen auf dem 6153 m hohen Gipfel zu stehen, und die Aussicht, die bis
ins pakistanische Karakorumrange reichte, zu genießen.
Gebetsfahnen mit meinem Wanderstock befestigt,
ein paar Photos gemacht, sich gegenseitig gratuliert ; es war der 8.8.08
8 Uhr morgens, wie wir zufällig feststellten, und als ich im Bus
zurück nach Leh, Stock Kangrie aus der Ferne bewunderte, sah ich
in einem Felsen eingemeißelt eine große 8, meine Glücks-
und Lieblingszahl.
Ist das nicht beachtlich ?
Wie ich viel später erfuhr, war dies auch der genaue Zeitpunkt zum
Startschuss der olympischen Spiele in Peking.
Die Ausrüstung der anderen Bergsteiger wie Pickel, Steigeisen und
Seil, war übrigens gänzlich überflüssig, und hat sie
wegen Schlechtwetter teilweise nicht einmal ans Ziel gebracht.
Uns jedoch hat das Glück ein kleines Fenster
guten Wetters beschert, und ich bereue es ein wenig, an diesem Tag nicht
ins Casino gegangen zu sein, um die 8 zu spielen.
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Um ehrlich zu sein, war unser aller Bedürfnis nach abenteuerlichen
Straßen in entlegene Regionen
des Himalayas gestillt, wäre da nicht dieses geheimnisvolle und sagenumwobene
Zanska, das sich einfach nicht aus meinen neugierigen Phantasien vertreiben
ließ.
Einen Engländer, der gerade von dort mit seinem ziemlich
verbeulten Motorrad, zerrissenen Hosen und einer Knieverletzung zurück
kam, schürte dieses Feuer noch durch seine Erzählungen, sein
etwas Mitleid erregender Zustand ließ allerdings ziemlich deutliche
Rückschlüsse auf dortige Straßenverhältnisse ziehen.
Aber, wann kommt man schon mal in seinem Leben in dieser Ecke der Welt
mit seinem Motorrad vorbei ?
Monikas Sorgenfalten zeigten mir schon ziemlich klar, was sie von dem
Vorhaben hielt, ihr
unerschütterliches Vertrauen zu Ihrem Freund und unseren Fahrkünsten
jedoch, wogen letztlich doch schwerer als ihre Bedenken, und so wurden
unsere 2 x 17 Pferdestärken gesattelt, und in westlicher Richtung,
das Industal hinunter bis nach Kargil getrieben.
Und genau dort wurde der muslimische Einfluss merklich stärker, so
daß ich Monika immer wieder beruhigen musste, daß die in Tücher
und Decken gehüllten Typen mit langen Bärten, keine Talibans
seien, das könne man einfach an dem Stock, statt obligatorischer
Kalaschnikov erkennen.
Und so tauchten wir denn km für km, tiefer in immer einsamere Landschaften,
vorbei an Kun und Nun , zwei schneeweißen
8 Tausendern, durch weite grüne Täler, in denen frei lebende
Pferde ihr ungezähmtes Temperament versprühten.
Von neugierigen Blicken der kessen Murmeltiere begleitet, fuhren wir mit
einer Geschwindigkeit von 25 - max. 40 km/h, 250 km tief nach Zanskar
hinein, und eine Stupa mit einem friedlich meditierendem Buddha, zeigte
uns, hier sind wir wieder im Land der Lamas. Dies hatte ungemein positiven
Einfluss auf Monikas Gemüt, von Moslems hatte sie einfach schon zu
viel Schlechtes gehört.
Hinauf an Wildbächen zum Pass, an bläulichen Gletschern vorbei,
hinunter über tosende Flüsse, unter Sternenhimmel nach einer
Unterkunft Ausschau haltend, kamen wir spät in der Nacht völlig
abgekämpft und müde am Ende des Tals an.
250 km beste Schotterpiste hinterlassen ihre Spuren, mein Gepäckträger
ist durch die vielen Schlaglöcher an vier oder fünf Stellen
gebrochen, und konnte nur durch entsetzlich viel Draht, Bänder und
allem möglichen Frickelkram am Abfallen gehindert werden.
Der Weg zurück, Zanskar ist eine riesige Sackgasse, verlief ohne
weitere Zwischenfälle, naja, Andy und Mo hat's mal in einer Kurve
etwas hingelegt, aber nichts passiert, außer verbogener Fußraste,
und mein Gepäckträger klammerte sich auch willensstark an den
Rest der Maschine.
Weiter ging's in Richtung Jammu Kaschmir, dem Industal
hinunter, aber nirgends wo gab es Jemand mit zuverlässiger positiver
Nachricht, denn seit Wochen las man in den Zeitungen von schweren Unruhen,
mit vielen Toten und Verletzten.
Zankapfel zwischen Hindus und Moslems, war angeblich der Amarnatschrein,
ich vermute aber, daß der wahre Grund, die seit vielen Jahren brodelnden
Unabhängigkeitsbestrebungen der Moslems sind. Es war schon etwas
Überredungskunst meinerseits von Nöten, um Monika zu erklären,
daß Touristen in aller Regel als goldenes Lamm behandelt werden,
und nicht in Streitigkeiten rein gezogen werden. Die vielen Militärkontrollposten
an der Straße, ließen uns zu mindestens alle nach nervigem
Schreibkram und Ausweiskontrollen, durch.
Erstes Problem gab's in Darss, dem im Winter angeblich kältesten
Ort der Welt, als wir nämlich feststellen mussten, daß es trotz
gegenteiliger Beteuerungen, kein tropfen Sprit mehr gab.
Aber von meinen Erfahrungen aus Nepal wusste ich, daß bei Polizei
oder Militär auf alle Fälle ein Liter raus zu holen war, und
für diese Aufgabe war Monika wie geschaffen.
Dank ihres Wiener Charmes, und trotz monatelangem Biken, immer noch außergewöhnlich
attraktivem Aüßeren, stand binnen Minuten die gesamte Heeresleitung
um uns herum versammelt, und wir waren für sie sicher das Highlight
des Tages, den Liter Sprit gab's gratis, Ehrensache.
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Der reichte natürlich nicht für uns bis
Srinagar, aber nach zusammen schütten aller verbliebener Reste, oblag
es mir mit meiner sparsamen Shantie, die 60 km zurück nach Kargil
zu fahren, um mit zwei 10 L Kanistern einkaufen zu gehen. Ich tat es gern
und tat es schnell, denn die Strecke war bei untergehender Sonne atemberaubend
schön und die Straße hatte echten schwarzen Teer auf ihrer
Oberfläche. 10 Minuten vor Feierabend traf ich beim Benzindealer
ein, im Dunkeln ging's wieder zurück, sche.... gefährlich auf
den engen Straßen ohne Leitplanken an den Abgründen, da die
Ar.........öcher von Truckfahrern nicht abblenden. Aber zurück
bei meinen Freunden, war ich immerhin der gefeierte Held des Abends.
Mit gefülltem Tank und guter Dinge ging es
am nächsten Tag nochmal hoch auf einen Pass, der die
Wetterscheide im Westen bildet, von der kargen Steinwüste in denen
man sich beim Anblick der Bevölkerung wirklich irgendwo in Afghanistan
wähnen könnte. Luftlinie sind es bis dort hin auch nur 3
4 hundert km.
Nomaden zogen hier auf Maultieren durch die Hochtäler, und Hirten
sorgten mit ihren Herden aus Ziegen und Schafen auf den engen Passtrassen
für angenehme Verzögerungen.
Auf der anderen Seite des 4500 m hohen Passes konnte man beim Herunterfahren
auf immer besser werdenden Straßen die Motorräder bis zum Limit
ausfahren, und sich wie beim Skifahren von einer Kurve in die Andere rein
legen, traumhaft.
Wenn jetzt noch einer in der Lederhosen vor einer Almhütten gsesn,
und bei einer Dirndlbeschürzten sein Bier bestellt hätt, wär
die Kulisse täuschend echt gewesen, denn nach dem Pass verwandelte
sich die Landschaft in ein österreichisches Alpenparadies, das lediglich
durch das afghanische Aussehen der moslemischen Bevölkerung etwas
exotisches bekam.
Die vielen Militärangehörigen hier aus ganz Indien, waren stets
zu scherzen mit uns aufgelegt, oder winkten fröhlich vom Lkw beim
Vorbeifahren, was ein wenig von der stetig vorhandenen Spannung nahm.
Ich persönlich glaube kaum, daß die indische Regierung jemals
gewillt sein wird, dieses Juwel, mit seiner einzigartigen Landschaft und
Kultur, aufzugeben, doch zu welchem Preis ?
Und nach Monaten der Abgeschiedenheit im Himalaya,
erreichten wir am Abend Srinagar, die erste richtige wuselige Stadt seit
langem.
Hunderte von Hausbooten standen uns zur Auswahl, alle leer, mit Schnäppchenpreisen
lockend, in dramatischen Gesten, der zahllos arbeitslosen Besitzer, auffordernd,
eine Entscheidung zu treffen, wahrlich nicht leicht.
In solchen Situationen, war es für mich immer amüsant und lehrreich,
Andy's Gelassenheit wie Gleichmut zu beobachten, der Typ war wirklich
durch nichts aus der Ruhe zu bringen, und tatsächlich wir fanden
ein kleines einfaches, aber sehr gemütliches Boot.
Für nur ein paar €'s mehr hätten wir sogar ein solch prunkvolles
Boot haben können, in dem normalerweise nur die extra Superreichen,
Könige, Scheichs und Co absteigen, aber uns war irgendwie nicht nach
Museumsatmosphäre, so daß wir uns für die etwas rustikalere
Variante entschieden, die ohnehin besser zu so etwas abgerissenen Abenteurern
wie uns passte.
Der Grund dieses absurden Preisverfalls, ist in dem seit Jahren ausbleibenden
Tourismus zu suchen, und wir wurden in unseren zerlumpten Klamotten behandelt
wie Könige, so daß sich die wirklich hervorragende Bewirtung
mit satt Fleisch und Gemüse, entsprechend königlich gestaltete.
Die Tage verbrachten wir auf dem, mit massenhaft Lotusblumen unterschiedlichster
Sorten geschmückten Dalsee, in einem kleinen Paddelboot, das zu unserer
freien Verfügung stand.
Shopping stand zum Leidwesen von Monika nicht auf dem Programm, denn das
öffentliche Leben war wegen jüngster Unruhen, weitgehend lahm
gelegt, statt dessen Massenkundgebungen und ein Riesenaufgebot von Militärpolizei.
Fast konnte man glauben, hier kämen sämtliche Streitkräfte
aus ganz Indien zusammen, um mit geballter Faust die Bereitschaft zu äußerster
Härte und Brutalität zu zeigen. Wie beschämend für
ein Land, das so viele große Weise hervorgebracht hat.
Der Weg runter nach Jammu hatte etwas von Spießrutenlauf,
denn überall feierte man ausgelassen den Ausnahmezustand mit kämpferischen
Parolen und Straßenblockaden.
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Als wir unsere, teilweise mit Brennnesseln erzwungene Solidarität
lauthals bekundeten, free Kaschmir, free Kaschmir , durften
wir passieren.
So richtig Angst hatte ich nicht, denn die jungen Männer hatten alle
einen solch kindlichen Spass bei der Sache, daß es mir die ganze
Zeit über ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.
Was mich aber doch etwas traurig stimmte, war die
Tatsache, daß sich bald die Wege von Andreas, Monika und mir trennen
würden, denn sie hatten Gepäck in Manali gebunkert, und der
Umweg kam für mich wegen Motorradverkauf und auslaufendem Visa, nicht
in Frage.
Zeit, um ein Lob auf unsere bärenstarke Kameradschaft auszusprechen.
Mutig, jedoch nicht übermütig, haben wir gemeinsam ein Abenteuer
bestritten, das sicher in keinem Reiseprospekt zu buchen gewesen wäre.
Die Erlebnisse und der Spaß, den wir zusammen hatten, hat eine Freundschaft
wachsen lassen, wie ich sie nicht erwartet hätte.
Aber ein Höhepunkt stand mir dennoch bevor,
: Amritza mit seinem Goldenen Tempel.
Nach endlosen Abfahrten hinaus aus dem Himalaya in die Niederungen Indiens
mit seinem hoch organisiertem Verkehrschaos, hat's mich dann doch noch
mal leicht geschmissen.
An den Ausläufern der Berge kreuzen oft größere und kleinere
Flüsse die Straßen, statt teurer Brücken, führt man
den Verkehr einfach durch das Wasser, und lässt an solchen Stellen
Betonplatten in den Boden, um eine gewisse Haltbarkeit zu erzeugen.
Leider
hat an einer Stelle die halbe Platte gefehlt, und ließ mich zu schnell
über Geröll rollen, bremsen, rutschen und hinfallen, mitten
im Fluss.
Mein Fuß hatte etwas abbekommen und der Legguard, eine bei indischen
Bikes gebräuchliche Vorrichtung zum Schutz der Beine, waren verbogen,
und so dauerte es ein Weilchen bis ich wieder startklar war.
Hab im Studentenheim übernachten, und mir meine zum trocknen aufgehängten
Schuhe klauen lassen, sonst nichts außergewöhnliches bis nach
Amritzar, wo ich gerade noch zum
Sonnenuntergang eintraf.
Der Unterschied zwischen hässlicher Stadt
und der wirklich außergewöhnlich strahlenden Tempelanlage,
könnte größer nicht sein.
Ich glaube, daß selbst ein absolut unrelgiöser Mensch an diesem
größten Sikhheiligtum, von dieser besonderen Atmosphäre
erfasst werden würde, es sei denn, es handelt sich um ein völlig
abgestumpftes Individuum.
Die Schuhe gibt man am Eingang wie in allen Tempeln Indiens ab, reinigt
die Füße und bekommt ein Tuch zur Kopfbedeckung.
Sofort beim Betreten des Innenbereichs wurde man vom Anblick des goldenen
Herzstücks, das von der untergehenden Sonne noch angestrahlt wurde,
und inmitten eines riesigen Wasserbeckens stand, gefangen genommen. Schon
die schiere Größe, der ganz in Marmor gebauten Anlage um das
Wasser herum, war beeindruckend, soviel teure Schönheit setzte einen
schon ganz schön ins Staunen.Und dann die gewissenhafte Sauberkeit
und Ordnung, sie hatte eine geradezu heilsame Wirkung auf mich.
Das Schmunzeln über die hoch heiligen Würdenträger mit
ihren traditionellen Gewändern, ihren langen Bärten und farbenprächtigen
Turbanen, hab ich mir nicht anmerken lassen, denn schließlich waren
sie mir freundlich geneigt und ließen auch meiner Fotografierwut
freien lauf.
Gratis Chai und Grieskuchen verspeiste ich vergnüglich beim Betrachten
der kostbaren Koys, die dem türkiesfarbenen Wasser lustig weissrote
und goldene Farbtupfer verliehen.
Ob es an den Gebetsliedern lag, die aus dem Goldenen Tempel mit schwerer
Süße über das Wasser zu mir herüber drangen, ich
weiß es nicht, jedenfalls saß ich da und spürte eine
Art heilsamen Frieden in mir und um mich herum, und wollte, daß
dieser Zustand nie nie wieder endet.
Eine Sehnsucht in mir jedoch störte ein wenig die Stille, aber ich
lies meine Sentimentalität gewähren, und gestand mir meine Schwärmerei
für die indischen (Jung- )Frauen ein.
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Ich denke, da müsste man wirklich ein Herz aus Stein haben, wenn
einen das Anblicken der anmutigen, in farbenfrohe Saris oder Panjabis
gekleideten Schönheiten, gänzlich kalt ließe.
So manch Eine wagte auch den ein oder anderen verstohlenen Blick, und
welche Freude in mir aufstieg, wenn am Ende eines solchen Blickkontaktes
ein Lächeln stand, ist unbeschreiblich.
Das Berühren, selbst der eigenen Frau, in der Öffentlichkeit,
ist in Indien äußerst verpönt, da aber auch Inder den
Gesetzen der Natur unterliegen, berührt man sich mit den Augen, und
auf dem Gebiet haben es so Einige zu bemerkenswert hoher Kunstfertigkeit
gebracht.
Viele der Verheirateten Frauen allerdings, scheint eine Art Aura zu umgeben,
ähnlich der Pflanzen in Wüstengebieten, die sich zum Schutz
vor Blattfraß mit einer Substanz anreichern, die sie völlig
ungenießbar macht. Ob es an den alten Traditionen wie z.B. der arrangierten
Ehe liegt, daß sich die Gesichtszüge im Lauf der Zeit immer
mehr verhärten, und der Duft aus der Seele einem modrigen Mief weicht,
ich weiß es nicht, aber auch das ist Indien.
An einer Stelle der Baghawadgita, der indischen
Bibel, heißt es : gib acht auf deine Wünsche, sie könnten
wahr werden, was mir aber in diesem Fall willkommen war, denn als
ich am nächsten Tag am selbem Platz, an dem ich am Vorabend noch
in Sentimentalität versunken war, von zwei neugierigen, ganz und
gar nicht schüchternen indischen Teenis aufgefordert wurde, sie zu
begleiten, nahm ich dankend an.
Sie wussten allerhand über die Sikhreligion, den Tempel, und das
Leben hier zu erzählen, da sie jeden Samstag zum Flanieren
herkämen, obwohl sie von Haus aus eigentlich Hindus waren.
Ihr offenes Interesse an den heiligen Schriften der Sikh's erstaunte mich,
da ich soviel Aufgeschlossenheit nicht erwartet hätte. So nahmen
sie mich mit ins Allerheiligste, dem Goldenen Tempel, zeigten mir schöne
Stellen zum Photographieren und brachten meinem Tag eine kesse Heiterkeit.
Und als mich Shivali, so hieß eine der zwei Geschwister, mich mit
einem Grinsen im Gesicht fragte, ob ich denn verheiratet sei, und ich
wahrheitsgemäß verneinte, wurde ihr Grinsen noch etwas breiter.
So unterhielten wir uns darüber, wie das mit der Liebe in unseren
jeweiligen Kulturen so ist, und kamen zu der einhelligen Meinung, daß
es wohl überall auf der ganzen Welt, eine ziemlich komplizierte Angelegenheit
sei.
Beim Verlassen des Tempels bat man uns um etwas Geduld, als wir unsere
Schuhe abholen wollten,
und ich staunte nicht schlecht als man sie uns frisch geputzt mit einem
Lächeln zurückgab.
Zum Schluss lud ich beide noch zu einem Eis ein, an einem Hindutempel
opferten sie ein paar Räucherstäbchen, trugen mir mit dem Finger
etwas Tielack auf die Stirn, und wir verabschiedeten uns. Welch ein schöner
Tag.
Die schlimmste aller Trennungen stand aber dennoch
kurz bevor, der Verkauf meiner Shantie, da der Export von neuen Modellen,
durch deutsche Gesetzgebung, ein unverhältnismäßig hoher
finanzieller Aufwand wäre.
So suchte ich in Delhi eine Werkstatt, die im Stande war, den Dreck von
8 1/2 Monaten und 17000 km ab zu waschen. Hoch motiviert startete ein
etwa 16 jähriger Junge mit Schwamm und Wasserspritze, als ich ihm
das Doppelte vom geforderten Preis anbot, allerdings mit der Bedingung
very clean.
Im Anschluß folgte eine ordentliche Lektion in deutscher Gründlichkeit,
denn nur sehr widerwillig nahm er sich der schwer zugänglichen, Ölverkrusteten
Stellen an. Ich meine sogar, daß er gern auf das zusätzliche
Geld verzichtet hätte, denn mit soviel Unnachgiebigkeit meinerseits
hatte er einfach nicht gerechnet.
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Puschka, genau der richtige Ort, um in aller Ruhe meine Erlebnisse nochmal Revue
passieren zu lassen. Vor meinem geistigen Auge erschienen all die tollen
Begegnungen mit Menschen aus allen Teilen der Welt, und eines Morgens
beim Frühstück, tauchten vor meinen echten Augen, ich konnt's
kaum glauben, Andy und Monika auf.
Also nochmal ein paar Tage Zeit, voneinander Abschied zu nehmen, Abschied
auch von all der Fülle, der bunten Lebendigkeit, den allgegenwärtigen
Göttern, den trotz Allem liebenswerten Indern und den Tieren, Zeit
auch, um Kraft zu tanken, für den nächsten Kulturschock, der
mich in Deutschland heimsuchen wird.
Und falls der Ein oder Andere, beim Lesen dieses
Berichts, Abenteuerlust und Fernweh bekommen hat, kann ich nur dazu ermutigen;
vielleicht nicht gleich mit Motorrad ohne Führerschein.
Danke auch an all die Heerscharen von Schutzengeln,
die ich in Atem gehalten hab, die
Sonderschichten schieben mussten und wirklich hervorragende Arbeit geleistet
haben.
Sorry, an all die Bettler und denen, die auch sonst immer nur mein Bestes
gewollt haben, wenn ich euch mit überheblicher Arroganz und Nichtbeachtung
begegnet bin, das ist normalerweise nicht meine Art, aber ihr seit einfach
zu viele.
Zuletzt noch ein Tipp für Indien Reisende: Kauft euch unbedingt in
Deutschland ein T-Shirt wo groß und deutlich 1. euer Name, 2. eure
Herkunft, und 3. euer Familienstand geschrieben steht. Das erleichtert
so einiges !! ;-))
Rolling Roland